Im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung hat man beim Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe fünf planmäßige Untersuchungen:

Mutter-Kind-Pass: 1. Untersuchung der Schwangeren

Die erste Mutter-Kind-Pass-Untersuchung beinhaltet eine gründliche Anamnese der werdenden Mutter. Diese beinhaltet: den derzeitigen Gesundheitszustand (Körpergröße, Gewicht, Blutdruck,… etc.), den bisherigen Lebensstil – Alkoholkonsum, Nikotinkonsum, wie auch einen möglichen Drogenkonsum oder eine allenfalls notwendige Dauermedikation.
Weiters werden bestehende als auch vorangegangene Erkrankungen, Operationen, Kinderkrankheiten wie zum Beispiel Varicellen (im Volksmund auch als Schafblattern oder Windpocken bezeichnet), Röteln oder andere Infektionskrankheiten, bestehende Impfungen und Allergien erhoben.

Von Interesse ist auch, ob in der Familie vermehrt Krankheiten wie Zuckerkrankheit, Bluthochdruck oder andere Erkrankungen aufgetreten sind. Schließlich die sogenannte „psychosoziale Belastung“, zum Beispiel hinsichtlich Lebenssituation oder die Belastung am Arbeitsplatz.

Im Rahmen der ersten Mutter-Kind-Pass-Untersuchung (bis 16. SSW) wird eine Beratung hinsichtlich des Lebensstils, vor allem Rauchentwöhnung, Diät- Lebensmittelberatung (kein Alkohol- und Koffeinkonsum), Zahnhygiene etc., durchgeführt.

Im Falle von vorangegangenen Schwangerschaften und Geburten wird nochmals das Geburtsgewicht, das Geburtsdatum und die Schwangerschaftswoche, in welcher die Geburt von den Geschwistern erfolgte, erhoben und nach damaligen möglicherweise aufgetretenen Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt gefragt.

Tipp: Wichtig für den Frauenarzt ist der erste Tag der letzten Regelblutung. Bitte ggf. vorangegangene Mutter-Kind-Pässe, Impfpass zur Unterstützung mitnehmen. Bei Verdacht einer Schwangerschaft nicht Rauchen und Trinken!

Zum Zeitpunkt der ersten Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ist auch eine Blutabnahme vorgesehen.

Die Ultraschall-Untersuchung

Fetale Ultraschall-Untersuchungen sind als Leistung des Mutter-Kind-Passes in der ersten, zweiten und vierten Mutter-Kind-Pass-Untersuchung vorgesehen. Hierbei werden Größenparameter und die Lage des Feten, der Sitz des Mutterkuchens und die Fruchtwassermenge beurteilt, sowie das Auftreten einer Herzaktion und Kindsbewegungen beobachtet. Im Falle von Mehrlingsschwangerschaften werden in der ersten Mutter-Kind-Pass-Untersuchung die Art der Mehrlingsschwangerschaft und Anzahl der Feten diagnostiziert.

Zusätzliche Untersuchungen wie z.B. sogenannte Doppler-Sonographien zur Bestimmung von Blutflusskurven, 3D-Ultraschall, First Trimester-Screening, eine Nackentransparenzmessung sowie ein Organscreening sind zusätzliche Leistungen, welche nicht in der Leistung des Mutter-Kind-Passes enthalten sind.

Die Nackentransparenzmessung

(syn. Nackenfaltenmessung) – Combined Test – OSCAR (keine Leistung nach dem Mutter-Kind-Pass)

Diese Messung dient der reinen Risikobestimmung, ob ein erhöhtes Risiko hinsichtlich genetischer Aberrationen (Anweichungen von der physiologischen Form der Funktion), vor allem hinsichtlich einer Trisomie 21 oder eines Down-Syndroms besteht. Diese Messung wird definitionsgemäß in der 12.-14. SSW (Schwangerschaftswoche) durchgeführt. Die Entscheidung, ob diese Risikoabschätzung sinnvoll ist, muss letzlich vom Elternpaar getroffen werden und ist in der ärztlichen Beratung auch vom Alter der Mutter abhängig.
Die Nackentransparenzmessung kann zur Verbesserung der Prognose mit einer Blutabnahme zur zusätzlichen Bestimmung von speziell in der Schwangerschaft auftretenden Hormonen und Blutfaktoren kombiniert werden (Combined Test bzw. OSCAR).

Wichtig: Die Nackentransparenzmessung ist kein diagnostisches Verfahren. Sie ist eine reine Risikoabschätzung. Das Resultat ist die Bestimmung eines sogenannten „Adjustierten Risikos“. Dies dient eventuell als Entscheidungsgrundlage, ob eine Fruchtwasserpunktion oder Choriozottenbiopsie zur Bestimmung des fetalen Genoms zu empfehlen ist, oder nicht. Die Fruchtwasserpunktion oder Choriozottenbiopsie stellt im Vergleich dazu ein diagnostisches Verfahren mit einem Risiko für die Schwangerschaft von 1-2% dar.

Neu ist die Möglichkeit einer Untersuchung des fetalen Genoms hinsichtlich bestimmter Erberkrankungen durch eine Blutabnahme bei der Mutter. Die Zukunft wird zeigen, ob sich dieser Test als eine mögliche Alternative zur Nackentransparenzmessung bzw. dem Combined Test eignet.

Das Organscreening (etwa zum Zeitpunkt der 2. Mutter-Kind-Pass-Untersuchung)

Zwischen der 20. und 25. SSW (Schwangerschaftswoche) besteht die Möglichkeit eines Organscreenings. Hierbei wird standardisiert nach möglichen Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen des Feten „gescreent“. Aufgrund der in Österreich unsicheren Haftungsproblematik wird ein Organscreening oftmals nur mehr in dafür speziellen Krankenhausambulanzen oder Ambulatorien angeboten. Das Organscreening ist nicht Teil des Mutter-Kind-Passes. Die Entscheidung zur Durchführung liegt bei den werdenden Eltern selbst.

Blutabnahme: Innerhalb des Mutter-Kind-Pass-Programms sind zumindest zwei Blutabnahmen vorgesehen – zum Zeitpunkt der ersten und zur dritten Mutter-Kind- Pass-Untersuchung. Letztere beinhaltet die Durchführung eines Zuckerbelastungstestes – eines sog. oGTT (oraler GlucoseToleranzTest). Dieser dient als Hinweis für das Bestehen eines möglichen Schwangerschaftsdiabetes. Der Test sollte morgendlich nüchtern durchgeführt werden. Viele Laboratorien bitten daher um eine Terminvereinbarung.
> (Siehe 1. und 3. MKP-Untersuchung)

Mutter-Kind-Pass: 2. Untersuchung der Schwangeren

Die zweite Mutter-Kind-Pass-Untersuchung (17.-20. SSW) beinhaltet eine allgemeine gynäkologische Untersuchung inkl. Blutdruckmessung, Gewichtsbestimmung und Harnkontrolle. Im fetalen Ultraschall werden Größenparameter des Kindes, die Position des Kindes, die Lage des Mutterkuchens, die Fruchtwassermenge und der Herzschlag beurteilt.

Mutter-Kind-Pass: 3. Untersuchung der Schwangeren

Die dritte Mutter-Kind-Pass-Untersuchung (25.-28. SSW) beinhaltet eine allgemeine gynäkologische Untersuchung inkl. Blutdruckmessung, Gewichtsbestimmung und Harnkontrolle, sowie eine Beurteilung der fetalen Kindsbewegungen, der fetalen Herzaktion und der Lage des Feten.

Sollte ein spezieller Geburtsmodus absehbar oder notwendig werden können, eignet sich erfahrungsgemäß dieser Zeitpunkt für eine ärztliche Vorabberatung.
Eine interne Untersuchung sollte beim Hausarzt oder beim Internisten erfolgen, wie ebenso die zweite große Blutabnahme inklusive Zuckerbelastungstest.

Die Durchführung eines Zuckerbelastungstestes – eines sog. oGTT (oraler GlucoseToleranzTest) dient als Hinweis für das Bestehen einer möglichen Schwangerschaftsdiabetes. Der Test sollte morgendlich nüchtern durchgeführt werden. Viele Laboratorien bitten daher um eine Terminvereinbarung.

Mutter-Kind-Pass: 4. Untersuchung der Schwangeren

Die vierte Mutter-Kind-Pass-Untersuchung (30.-34. SSW) beinhaltet eine allgemeine gynäkologische Untersuchung inkl. Blutdruckmessung, Gewichtsbestimmung und Harnkontrolle. Im fetalen Ultraschall werden Größenparameter des Kindes, die Lage des Kindes, die Lage des Mutterkuchens, die Fruchtwassermeng und der Herzschlag beurteilt.

Mutter-Kind-Pass: 5. Untersuchung der Schwangeren

Die fünfte Mutter-Kind-Pass-Untersuchung (35.-38. SSW) beinhaltet eine allgemeine gynäkologische Untersuchung inkl. Blutdruckmessung, Gewichtsbestimmung und Harnkontrolle, sowie eine Beurteilung der fetalen Kindsbewegungen, der fetalen Herzaktion und der Lage des Kindes.

Tipp: Notieren Sie Ihre Fragen vorab. Ein Arztbesuch ist immer mit einer gewissen Aufregung verbunden, vor allem wenn man bei der Ultraschall-Untersuchung das Kleine immer besser beobachten kann. Mit der Schwangerschaft treten typische Beschwerlichkeiten auf, weisen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt dennoch auf Verunsicherungen, Unwohlsein, jede Form der Schmerzsymptomatik oder Schwellungen, zum Beispiel der Augenlider, Beine, Gesicht hin.

Weder die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung, noch eine Ultraschall-Untersuchung kann ersichtlich machen ob das werdende Kind tatsächlich gesund ist. Jedoch wollen wir Sie und Ihr Kind als Frauenärztinnen und Frauenärzte möglichst sicher durch die Schwangerschaft und die Geburt begleiten. Das ist seit Einführung der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung eindrucksvoll gelungen. Die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung ist daher für mich das erfolgreichste ärztliche Präventionsmodell in Österreich.


 

Die Information von Dr. Radner finden sie auch im Familiengesundheits – App auf www.vielgesundheit.at/apps/familiengesundheit.html